Was ist Achtsamkeit?

Achtsamkeit bedeutet, das Hier und Jetzt bewusst zu erleben. Es ist die kontinuierliche Praxis, in jedem Moment unseres Alltags das Leben tief zu berühren. Achtsam zu sein heißt, wirklich lebendig zu sein, präsent und vereint mit den Menschen um uns herum und mit unserem Handeln. Während wir das Geschirr spülen, mit dem Auto fahren oder uns duschen, bringen wir Körper und Geist in Harmonie.
Jeder Mensch hat die Fähigkeit achtsam zu sein und Momente ungeteilter Aufmerksamkeit zu erleben. Wie ausgeprägt und dauerhaft dieses bewusste Wahrnehmen unserer Sinneseindrücke oder unseres Denkens, Fühlens und Handelns ist, hängt zunächst von der persönlichen Prägung des Einzelnen ab. Aber jeder kann durch regelmäßiges Üben dieses uns allen innewohnende Talent weiterentwickeln. Wenn ich drei bewusste Atemzüge machen kann, so kann ich mit entsprechender Übung immer mehr Atemzüge bewusst wahrnehmen, bevor ich mich durch meine Gedanken für kürzere oder längere Zeit davon tragen lasse. Mit der Übung wird dieses Abschweifen seltener und kürzer.
Achtsamkeit zu üben bedeutet immer und immer wieder zu üben, sich mit der Gegenwart zu verbinden, und zur inneren Balance zurückzufinden. Es bedeutet, den jetzigen Augenblick und das ganze damit verbundene Erleben in einer möglichst nicht wertenden, wohlwollenden und offenen Haltung anzunehmen.
Das Menschenbild hier ist nicht entweder - oder; der Mensch ist weder nur gut, noch nur böse. Alle Aspekte sind in Form von Samen in uns angelegt. Die positiven Samen wollen wir wässern, die negativen Samen wollen wir umwandeln. Die Grundhaltung der Achtsamkeitspraxis ist sanft und akzeptierend. Wir nähren uns durch die schönen und frischen Dingen, verbinden uns mit den heilenden Elementen in und um uns. Das bedeutet aber nicht, sich die Welt schönzumalen, sondern aufmerksam alle Aspekte des Lebens wahrnehmen.
„Meditation bedeutet, aufmerksam darauf zu achten, was geschieht - in unserem Körper, mit unseren Gefühlen, in unserem Bewusstsein und in der Welt. Jeden Tag sterben 40000 Kinder an Unterernährung. Die Supermächte besitzen eine große Zahl atomarer Sprengköpfe, genug, um unseren Planeten viele Male zu zerstören. Und doch ist der Sonnenaufgang wundervoll, und die Rose, die morgens ihre Knospe zur vollen Blüte öffnet, ist ein Wunder. Das Leben ist beides: schrecklich und wunderbar. Meditation zu praktizieren bedeutet, mit beiden Aspekten in Berührung zu sein.“ (Thich Nhat Hahn [2000]. Das Erblühen des Lotos).